Es heißt, die Mauern des Grazer Schlossbergs hätten viele Schicksale gesehen, doch keines sei so ergreifend wie das des unglücklichen Grafen Nádásdy. Einst ein Mann von Einfluss und Ansehen, geriet er in die Wirren der Macht und fiel schließlich in Ungnade. Die Gründe für seine Gefangenschaft verschwammen mit der Zeit in einem Geflecht aus politischen Intrigen, persönlichen Fehden und den harten Gesetzen jener Epoche. Sicher ist nur, dass man ihn in die Kälte der Festung sperrte – und dass diese Türen sich vier Jahrzehnte lang nicht mehr für ihn öffneten.

Vierzig Jahre – ein Menschenleben, das er hinter dicken Steinmauern verbrachte. Er erlebte, wie Jahreszeiten an den Fenstern vorbeizogen, hörte das ferne Läuten der Stadtglocken und die dumpfen Geräusche des Lebens, das er nicht mehr berühren konnte. Seine Haare ergrauten, seine Hände zitterten, doch der Blick in seinen Augen soll bis zuletzt ungebrochen gewesen sein. Die Wachen, so erzählt man, begegneten ihm mit einem eigenartigen Respekt, als wäre er mehr ein stiller König in Ketten als ein gewöhnlicher Häftling.



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Im Jahr 1796, als die Welt sich längst verändert hatte, kam der Befehl zu seiner Freilassung. Niemand weiß genau, ob es Mitleid war, politische Berechnung oder einfach das Vergessen der alten Schuld, das ihm die Freiheit schenkte. Man führte ihn hinaus in das Sonnenlicht, das seine Augen fast blendete. Die Luft war klar, der Himmel weit – und er atmete tief ein, als wollte er jeden verlorenen Augenblick nachholen.

Doch das Schicksal zeigte keine Gnade. Auf dem Weg, fern der Mauern, machte man Rast. Dort, in einem Moment der Ruhe, brach der Graf zusammen. Vielleicht war es die Last der Jahre, vielleicht das überwältigende Gefühl, wieder frei zu sein. Sein Herz hielt still, und er starb, bevor er auch nur eine Nacht unter freiem Himmel verbringen konnte.

Heute, wenn der Wind über die Anhöhen des Schlossbergs streicht und Schatten über die alten Festungsreste wandern, meinen manche, den Geist des Grafen zu spüren. Nicht als ruheloses Gespenst, sondern als leise, melancholische Präsenz. An bestimmten Orten, so sagen es die Einheimischen, legt sich dann eine seltsame Stille über den Berg – als würde er selbst das Andenken an jenen Mann bewahren, der die Freiheit erreichte, nur um sie im nächsten Atemzug zu verlieren.


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