Vor den Toren von Graz erhebt sich Schloss Eggenberg, ein Bauwerk, das mehr ist als ein Schloss, mehr als steinerne Pracht. Es ist ein Universum, das sich aus Türmen, Räumen und Symbolen zusammensetzt, ein Palast, der die Zeit selbst in Architektur verwandelt. Als Fürst Hans Ulrich von Eggenberg im Jahr 1625 den Entschluss fasste, seinen Familiensitz in ein barockes Gesamtkunstwerk zu verwandeln, geschah dies nicht aus bloßem Ehrgeiz. Mit dem Hofarchitekten Giovanni Pietro de Pomis erschuf er einen Palast, der wie eine gewaltige Uhr den Lauf des Jahres, den Rhythmus der Stunden und den Tanz der Planeten verkörpern sollte. Vier Türme, die den Jahreszeiten entsprechen, 365 Fenster für die Tage des Jahres, 24 Prunkräume für die Stunden – jedes Detail ist Teil einer kosmischen Ordnung, die dem Schloss eine Seele verleiht.

Wer durch die schweren Tore tritt, fühlt sich wie in eine andere Sphäre versetzt. Der Park, einst streng barock, später im Stil englischer Landschaften geformt, öffnet sich weit, als wolle er das Eintreten in eine andere Welt behutsam vorbereiten. Pfauen schreiten mit königlicher Ruhe über die Wiesen, Rosenhügel duften im Sommerwind, Pavillons laden ein, die Zeit für einen Augenblick zu vergessen. Doch das eigentliche Wunder wartet hinter den Mauern.


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Im Inneren entfaltet sich ein Szenario, das wie ein literarisches Werk Raum für Raum erzählt wird. Die Abfolge der Prunkräume gleicht Kapiteln eines Romans, in dem Macht, Mythos und Schönheit miteinander verwoben sind. Goldene Stuckaturen, schwere Vorhänge, Wandmalereien, die nicht nur Zierde sind, sondern Botschaften tragen – sie lassen ahnen, dass dies nicht bloß ein Schloss war, sondern eine Inszenierung von Welt und Herrschaft. Am Höhepunkt dieser Erzählung öffnet sich der Planetensaal. Unter dem von Hans Adam Weissenkircher gestalteten Gewölbe kreist das Universum in barocken Farben: Sonne, Mond, Planeten, die Tierkreiszeichen. Sie alle tanzen in einem allegorischen Reigen, verbunden mit Göttergestalten, Metallen und den Mitgliedern der Eggenberger Familie. Hier wurde die Welt nicht nur abgebildet, sie wurde in eine Bühne verwandelt, auf der sich die Ewigkeit selbst niederließ.

Und doch bleibt das Schloss nicht stumm. Es erzählt von einer Stadt, die ohne es eine andere wäre. Graz, die stolze Residenz mit ihrem gotischen Dom und den Renaissancehöfen, erhielt mit Schloss Eggenberg ein Denkmal, das über die Jahrhunderte hinausragt. Es ist nicht nur ein Bauwerk vor den Toren, sondern ein zweites Herz der Stadt, in dem sich Kunst, Wissenschaft und Macht verdichteten. Als Graz schließlich in den Rang des UNESCO-Weltkulturerbes erhoben wurde, geschah dies auch im Namen dieses Schlosses, das Vergangenheit und Gegenwart in sich vereint.

Wer heute durch seine Räume wandelt, spürt die Zeit wie ein Echo in den Mauern. Jeder Schritt hallt zurück wie eine Seite, die sich im Buch der Geschichte umblättert. Man tritt hinaus in den Park, begleitet vom Ruf der Pfauen, vom Rauschen der Bäume, und weiß: Man war auf einer Reise, nicht nur durch ein Schloss, sondern durch ein Abbild der Welt selbst. Schloss Eggenberg ist keine bloße Sehenswürdigkeit, sondern ein Roman in Stein, ein Spiegel der Stadt Graz und ein Ort, an dem man begreift, dass Architektur die Sprache der Ewigkeit sein kann.


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